Von Lissabon nach Santiago de Compostela
Tagebucheintrag 11. Juni 2007
Pontevedra, meine nächste Zwischenstation, will mich anscheinend nicht weitergehen lassen. Immer wieder entwischt mir ein Wegweiser und lässt mich orientierungslos dastehen. Vielleicht will die Stadt mir sagen, dass ich bleiben soll. Hier gäbe es so vieles zu sehen. Habe ein schlechtes Gewissen, weil ich auf meiner Wanderung an so vielem einfach vorbeigegangen bin. Ich sehe, staune und genieße, jedoch immer nur en passant. Geschichtlich habe ich nicht viel dazu gelernt. Ein Bettler, der mich informiert wo es lang geht, sagt mir noch, dass ich außerhalb Pontevedras aufpassen solle, denn es gäbe viele Schlangen. Die armen Schlangen müssen eher vor uns aufpassen. Habe so viele von ihnen tot auf der Strasse liegen sehen.
Die Wege waren heute größtenteils schön. Morgens sogar sehr schön. Aber nie verließ mich das Geräusch von Autos. Überall Straßen! Überall Autos! Überall Häuser! Überall Spuren der "Zivilisation"! Im Wald findet man hier und da Schokoladenpapier, Chips-Tüten, Pepsi-Dosen, leere Wasserflaschen ... Ich möchte wirklich gerne wissen, was in den Köpfen der Menschen vorgeht, die ihren Müll einfach hinschmeißen oder liegenlassen. Habe übrigens seit Portugal keine Frauen mit Kopftüchern mehr gesehen. Entweder haben sie gar nichts auf dem Kopf oder sie tragen einen kleinen Hut.
In Caldas de Reis gibt es nicht mehr die improvisierte Pilgerherberge im Colégio de Encarnación. Übernachte im Hostal Lotus. Es gibt ein "Pilger-Menu" für 8 Euro. Der katalanische Weißwein (viño de casa) hat einen gewöhnungsbedürftigen Geschmack. Er ist sehr süß und schmeckt ein bisschen nach parfümiertem Reinigungsmittel. Dazu gibt man mir eine Flasche Sprudelwasser. Das Lammfleisch ist hervorragend! Ebenfalls der abschließende café con leche. Die Spanier können einfach Kaffee machen!
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