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Portugal-Alemanha.
Memórias e Imaginários.
Primeiro Volume: Da Idade Média ao Século XVIII

Rezension von Madalena Simões

Wer sich für die deutsch-portugiesischen Beziehungen interessiert, kann an diesem Band nicht vorüber gehen. Aber Vorsicht! Die Jahrhunderte haben nichts von den ursprünglichen Ortsbezeichnungen übrig gelassen, so wie Herzogtum Portucale oder Königreich Portugal, ebenso wie das Heilige Römische Reich, das sich ab dem 15. Jahrhundert das Heilige Römische Reich deutscher Nation nannte.

Damals wie heute gab und gibt es jedoch verschiedene Berührungspunkte zwischen den beiden Völkern. Historische Ereignisse und die durch sie bedingte Migration von Menschen (Soldaten, Kaufleute, Handwerker, Künstler), philosophische Strömungen, schriftliche Dokumente wie von historiografischen bis zu literarischen Werken, insbesondere Reiseberichte, einschließlich Pressetexten und andere kulturelle Manifestationen sind Gegenstand der fünfzehn chronologisch angeordneten Artikel. Die portugiesischen und deutschen Forscher, darunter A. H. Oliveira Marques, Marília dos Santos Lopes, Maria Manuela Delille und Dietrich Briesemeister, haben zu Recht die besonders bewegten Epochen ausgesucht: das 16. Jahrhundert vor allem aufgrund der Entdeckungen und das 18. Jahrhundert unter anderem wegen des Echos, welches das Lissabonner Erdbeben außerhalb der portugiesischen Grenzen fand.

Der an den deutsch-portugiesischen Beziehungen Interessierte wird jedoch beim Blättern des vorliegenden Bandes ein gewisses inhaltliches Ungleichgewicht feststellen: Abgesehen von Hinweisen auf die deutsche Präsenz in Portugal, die sich in Ideen, Persönlichkeiten, literarischem und anderem Schrifttum manifestiert, widmet sich die große Mehrheit der Artikel der Analyse der portugiesischen Beziehungen zu Deutschland. So finden wir Untersuchungen deutscher Texte unterschiedlichster Natur (politisch, literarisch, satirisch, journalistisch) über den Mythos von Inês de Castro oder historische Ereignisse wie die Schlacht von Alcácer-Quibir und die Entdeckung des Seewegs nach Indien. Es werden Einzelpersönlichkeiten wie D. Duarte de Bragança und seine Verwicklung in den 30jährigen Krieg dargestellt und das Interesse der Deutschen für die portugiesischen Entdeckungen zu Land und See. Daraus wird deutlich, dass Literatur und Literaturverwandtes im vorliegenden Band häufig mit der Geschichte in enger Nachbarschaft und wechselseitiger Beziehung stehen.

Auch wenn der Zuzug von Personen germanischen Ursprungs an den westlichsten Rand der iberischen Halbinsel in lediglich zwei Artikeln behandelt wird, so bringen diese doch interessante Neuigkeiten. So haben die aus Köln stammenden Kreuzritter, die Afonso Henriques bei der Eroberung Lissabons unterstützten, wohl noch vor den Portugiesen den höchsten Punkt der Stadt betreten. Außerdem soll in Lissabon im 16. Jahrhundert eine größere Gemeinschaft von deutschen Kaufleuten gelebt haben, die sich von der übrigen Kaufmannschaft durch ihren lutherischen Glauben unterschied.

Vorgesehen ist die Veröffentlichung eines zweiten Bandes, der dem 19. und 20. Jahrhundert gewidmet sein wird, was zeigt, dass das gegenseitige Interesse von Deutschen und Portugiesen sich nicht mit dem 18. Jahrhundert erschöpft. Die Leser, denen Hamburg geographisch oder emotional nahe steht, wird es freuen zu hören, dass sich in diesem Band Autoren finden, die aus Hamburg kommen (Marion Ehrhardt) oder dort an der Universität gelehrt haben (Fernando Clara und Alexandra Pinho).

Übersetzung: Peter Koj







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Portugal-Post Nr. 40 / 2007


Portugal-Alemanha.
Memórias e Imaginários.
Primeiro Volume: Da Idade Média ao Século XVIII.
Coimbra 2007