Im Alter von nur 45 Jahren ist am 19. November 2023 die kapverdische Sängerin Sara Tavares gestorben. Seit den Neunzigern zählte sie zu den größten Talenten. Schon als Teenager belegte die in Lissabon bei ihrer Großmutter aufgewachsene Musikerin für Portugal einen achten Platz beim „European Song Contest“. Ab ihrem zweiten Soloalbum „Mi Ma Bô“ (1999) verlieh Tavares den Rhythmen und Melodien der Kapverden ein neues, frisches Gesicht und stellte in ihren Kompositionen die afrikanische Seite der Inseln in den Mittelpunkt. Die typisch kapverdischen Formen wie die Morna und Coladeira, wie sie eine Cesaria Evora präsentierte, gab es bei Tavares nicht, stattdessen Anleihen an den Zouk der Antillen, Rumba aus dem Kongo, Reggae und dezente HipHop-Einschübe, all das kombiniert mit einem sanften Gesang. Dafür arbeitete sie mit dem kongolesischen Songwriter Lokua Kanza, der die Produktion dieser frühen Platten übernahm.

Ab 2005 übernahm sie für ihre Alben die Eigenregie und landete mit „Balancê“ einen Hit. Weitere erfolgreiche Alben schlossen sich an, etwa „Xinti“ und „Fitxadu“, das ihr eine Nominierung für den „Latin Grammy“ einbrachte. Immer wieder ging Tavares belebende Teamworks ein, etwa mit Popstar Nelly Furtado oder der afro-portugiesischen HipHop-Band Buraka Som Sistema. In Deutschland war Tavares häufiger Gast, etwa beim Afrika Festival Würzburg. Die vielen Besucher der beiden Kapverden-Veranstaltungen der PHG (Nos Raiz 2017 und Kapverdische Musik und Literatur 2023) haben gezeigt, dass es auch in Hamburg ein großes Interesse an dieser reichhaltigen Insel-Kultur gibt. Wir trauern um diese sehr begabte kapverdische Künstlerin.