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Von Lissabon nach Santiago de Compostela
Tagebucheintrag 04. Juni 2007

Ich habe Angst. Angst um meine Beine. Von den Knöcheln bis zu den Waden, sind sie dunkelrot, furchtbar geschwollen, brennen wie Feuer, und an meinen Knöcheln habe ich beunruhigende Blasen (keine Laufblasen). Ich weiß nicht, woher das kommt. Meinen Füßen geht es sehr gut. Meine Gelenke und Muskeln tun auch nicht weh. Ich gehe in die Apotheke. Der Apotheker will mir kein Kühlungs-Gel oder ähnliches geben, sondern befielt mir, sofort zum Hospital zu gehen. Langsam, entmutigt, traurig und müde trotte ich in Richtung Brücke. In mein Gefühl der Niedergeschlagenheit mischt sich dennoch ein Gefühl der Begeisterung, als sich mir der wunderbare Blick über Porto offenbart. Wunderschön! Am anderen Ufer angekommen, gehe ich zuerst in die Sé rein. Ich möchte dort eine Weile bleiben. Es tut gut zu beten und den Tränen freien Lauf zu lassen. Als ich die urgência (Notaufnahme) erreiche, mache ich gleich kehrt. Sooo viele Leute! Das dauert Stunden! Mit gesunder Vernunft und mit dem bisschen Wissen, das ich schon habe, werde ich mich der Sache selber annehmen. Ich brauche Kühlung, um die Ausbreitung der Infektion zu bremsen und um die Schwellung zu lindern; ich brauche Ruhe und die Beine müssen hoch liegen. In einem Residencial reserviere ich gleich für zwei Nächte. Zielstrebig gehe ich dann in eine Apotheke. Mit einer Creme gegen schweren Sonnenbrand und entzündungshemmenden Tabletten komme ich wieder raus. Die Apothekerin meinte, es sei ein Sonnenbrand, der sich aufgrund der massiven Wärme zu einer schweren Infektion entwickelt hat. Abgesehen von der immer kräftiger werdenden Sonne und der andauernden Belastung der Gelenke ist die Wärme zusätzlich verstärkt worden, weil ich lange, synthetische Hosen (lassen sich ja leicht waschen und trocknen) getragen habe. Morgen muss ich mir leider andere Hosen besorgen. Bin nicht ganz überzeugt von der Sonnenbrandtheorie, habe aber selber keine bessere. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass diese Hindernisse und der doch recht lange Weg das Erreichen des Ziels umso größer und freudvoller machen (genauso wie bei den anderen Zielen im Leben).





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Portugal-Post Nr. 39 / 2007





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