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Von Lissabon nach Santiago de Compostela
Tagebucheintrag 06. Juni 2007

Wie gewohnt, stehe ich Punkt 06:00 Uhr wieder auf der Straße. Voller Bedenken gucke ich zum Himmel hoch. Es ist schon sehr hell und man spürt schon die Kraft der Sonne. Auch am Morgen wird es jetzt ein Wettlauf mit dem Feuerball. Mir fällt auf, dass ich unbewusst angefangen habe, die Filmmusik von Lawrence of Arabia zu singen. Denke an den Moment, wo die Sonne in der Wüste aufgeht. Dank vieler Bäume ist es mir möglich, viel im Schatten zu laufen. Ich liebe Bäume! In Gedanken umarme ich sie alle. Sie geben mir Schatten, wenn die Sonne scheint; sie kühlen, wenn es warm ist; sie reinigen die Luft, wenn sie schmutzig ist; sie geben einen wunderbaren Duft von sich; sie verschönern die Landschaft.

In Vilarinho treffe ich zwei Damen. Zwei Pilgerinnen. Ihre gelben, kleinen Conrad Stein-Bücher verraten mir, dass sie aus Deutschland sind. Sie sind in Porto gestartet. Aufgrund der Warnungen im Pilgerführer, über die ersten 9 Km bei Porto, hatten die Damen den Bus genommen. Dabei war es gar nicht so schlimm. Vor Porto gab es viel Schlimmeres. Bloß ging der eine Ort in den anderen über, weshalb ich dann nicht wusste, wann Porto eigentlich zu Ende war. Es kam tatsächlich ein großes Industriegebiet, aber auch das war geradezu sympathisch im Vergleich zu anderen Industriegebieten. Nur musste ich staunen, dass es so stinken kann bei der Herstellung von Kosmetikprodukten.

Zurück zu den Damen ... Wir wechseln ein paar Worte und ziehen dann alle drei weiter. Wegen Strassenverkehr, laufen wir im Gänsemarsch. Einige Zeit höre ich noch das "Click-Clack, Click-Clack" ihrer Nordic Walking-Stöcke hinter mir. Dann nicht mehr. Auf meinem Weg, gehe ich an einer Prostituierten vorbei, die gelangweilt an der Straße steht.

In Rates gibt es eine Pilgerherberge. Sie wurde im Jubiläumsjahr 2004 eröffnet. Die erste richtige Pilgerherberge Portugals und die erste auf meiner Wanderung. Alleine deswegen, möchte ich dort übernachten. Bin nicht die einzige. Das große Pilgertreffen findet statt! Ein französisches Ehepaar von Lissabon kommend, zwei Däninnen von Fátima, ein deutscher Herr von Porto, zwei Iren und zwei Engländer, die ebenfalls in Porto gestartet sind. Ich bin die Jüngste der Gruppe. Alle haben schon den Caminho Francês gemacht. Dieser scheint der "Starter" zu sein und dann packt einen die Sucht und ein Caminho nach dem anderen wird begangen.

Eine schläfrige Ruhe hat sich über Rates und die Herberge gelegt. Die eine schläft, der andere schreibt, draußen hängt jemand seine Wäsche auf und ich, ich putze mir meine Zähne. Auf ein Mal kracht und donnert es, als würde das ganze Haus zusammenfallen! War nicht ganz so... aber fast. Die Decke war heruntergefallen. Ein großes Stück davon, im Flur vor den Schlafzimmern. Wie gut, dass ich noch ein Bett über mir habe, dachte ich beruhigt, bevor ich einschlief.





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Portugal-Post Nr. 39 / 2007





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