Von Lissabon nach Santiago de Compostela
Tagebucheintrag 28. Mai 2007
Bin in Caxeira. Hier könnte ich schlafen. Bin aber heute bloß 20 Km gelaufen. Andererseits sind es 30 Km bis zur nächsten Schlafmöglichkeit (Ansião). Was denn nun? Soll ich bleiben oder gehen? Meine Füße wollen bleiben. Meine Vernunft rät mir ebenfalls dazu. Aber mein Ehrgeiz (und die Zeit), drängen mich, weiter zu laufen. Auf einmal erblicke ich das Schild Internet Café. Das ist das Zeichen! Ich bleibe! Also sitze ich nun in einem total verrauchten Café-Restaurant, habe soeben Feijão à Transmontana gegessen und hoffe, ein wenig von all dem bisher Erlebten wiedergeben zu können. Unmöglich! Man muss es selber erleben!
Habe meine Internetsitzung im Café beendet (2 Euro pro Stunde). Der Computer stürzte die ganze Zeit ab. Somit habe ich lange Zeit gebraucht, um wenig zu schreiben. Mit Erfahrungen macht man aber Methodenverbesserung: ausführlichere Notizen, so dass man bloß abschreiben muss, alle 5 Min. speichern und eventuelle Überlegungen bis zum Schluss lassen.
Bei der Feuerwehr wo ich eigentlich übernachten wollte, ging es nicht, weil der Schlafsaal gerade von einer Gruppe Feuerwehrschüler besetzt war. Fand Gott sei Dank einen Residencial am Bahnhof. Der Wirt setzte den Preis für ein Zimmer auf 17 Euro. Als ich aber bezahlen wollte, verlangte seine Frau 20 Euro. Auf meinen Protest ging sie schließlich auf den ersten Preis runter.
Zum Abendessen bieten sie ein Menu económico für 6,50 Euro an. Ich stehe vor einem Dilemma: Soll ich es bestellen? Das Angebot ist super aber das Hauptgericht ist bacalhau. Diesem herrlichen Fisch droht das Aussterben (wenn er noch nicht auf der Roten Liste ist, so kommt das bald). Gott, die Welt und der Bacalhau mögen mir verzeihen... Ich bestelle es und werde es mir richtig gut schmecken lassen, damit mein "Vergehen" nicht umsonst war.
Als nette Geste, bringt mir der Kellner einen Tee aus seiner ursprünglichen Heimat. Er ist einer der vielen Portugiesen, die nach der Nelkenrevolution aus Angola und Moçambique heimkehrten. Er selber war damals 7 Jahre alt.
Morgen gehe ich nach Ansião. 30 Km.
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